Epiklord - Enno Ahrens

Ein Eigenbrötler lässt sich nichts vorkauen.

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Aphorismus über Aphorismen:
Ein Aphorismus klärt mich darüber auf, dass ich scheinbar kleiner werde, wenn man sich von mir entfernt. Trotzdem bleibt der Schein; der Aphorismus hat keinen Einfluss darauf. Es gibt unzählige Aphorismen über die Dummheit. Sie ist geblieben.

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Ich mag Lyriker

lasse mich aber
nicht auf sie ein,
halte Abstand,
denn sie versprühen
allzu häufig eine
Lyrik wie einen Duft
der Stinktiere, aus 
2-Buten-1-thiol, 

nach Erbrochenem,
aus überschäumender
Hirngalle, und ich

habe Angst, es könnte
etwas an mir haften 
bleiben, nachhaltig.

Und haben Dichter
nicht diese kleinen 
Meisen in ihren Köpfen,
 welche bei Minusgraden 
im Februar, beim ersten 
Sonnenstrahl, ihre
Liedchen singen, so
eindrucksvoll, als 
wollten sie den Frühling 
herbei zwingen,
versuchen es immer
wieder - und scheitern.

Manchmal geht aber
ein Geruch von ihnen 
aus, durch die Blume,
dem man sich 
nicht entziehen kann,
dezent, charmös, weise 
oder erfrischend,
begleitet einen
ein Leben lang.

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Das letzte Wort gebührt dem letzten Menschen.

(Ja, wäre da noch ein Zweiter, könnte der das letzte Wort haben wollen. Würden Alien auf die Erde kommen, könnten diese zwei Menschen sich widersprechen in ihren Berichten über die Menschheit. (Es wird ja immer über die Wahrheit gestritten werden.) Nur das Wort des letzten Menschen kann keiner in Zweifel ziehe

Weltabgewandtheit 

die Reflektion des Hundes im Schlaf
wenn verquer Erinnerungsbilder
ins träumerische 
Bewusstsein rücken

sehe ich ihm zu wie er 
die Beine und Pfoten bewegt
und denke dann immer
nun verleihen sie ihm Flügel

 

Wir befinden uns stets mitten im Weltgeschehen, tun aber gerne so, als hätten wir
alles im Blick.