Mensch Tier I

1
Als Sternenstaub,
gefallen
aus der Unendlichkeit,
gestrandet
hier, endlich,
sagt sich der Leuchtkäfer,
glutvoll Erfüllung finden,
zündet sein Licht an;
Glühwürmchenhoffnung;

so segelt er durch liebliche Nacht,
aus luftiger Traumperspektive
ein böses Erwachen:
seine Eva war nackt und kroch herum,
bodenständig,
ein Schneckerl, dem Genuss auf
schleimiger Spur.

2
Die junge Biene flog von Nektarquelle zu
Nektarquelle, frohlockte:
“Das Leben ist süß.”
Ein Bienenfresservogel packte sie, beförderte sie zu
seinem Ansitz, knetete sie durch, mundgerecht, und
quetschte das Gift aus dem Stachel.
Da wusste die Biene, was ihre Mutter gemeint hatte,
als sie die Warnung aussprach:
“Das Leben ist kein Zuckerschlecken.”

3
Ich erkannte den Schmerz.
Von unten aus festverbauter Fresspyramide
gesehen, wurde der Koala, welcher nicht mehr ist,
vom Eukalyptus getötet, der nicht mehr war;
der Wolf ohne Lamm, Reh und Mäuschen,
sei ein Nichts, klagte der Himmel.

4
Seine Frau besuchte ihn täglich auf dem Friedhof.
Ich sagte, es sei nicht nur seine Asche durch den Rost
gefallen, sondern ebenso alles, was ihr an ihn erinnerte,
seine besondere Art, das Ich, dessen Träume, von
denen er ihr erzählt hatte.  Sie könne auch zu Hause
bleiben; hier auf dem Friedhof würde
sie ihm nicht begegnen.

5
Und über mir Verwesungsgeruch,
als du mir dein Senkblei zuwarfst,
meine Seele auszuloten.

Die Hoffnung, einst frisch und grün,
war welk geworden;

wässere sie beim Beten
im Morgentau.

* * *


Der Mensch hat keinen Fehler; er ist halt so.

Ausgesetzt

Sein Zweig auf dem Baum des 
Lebens war nicht aus Rosenholz,

er lebte unterhalb auf 
den wilden Trieben,

ein Findelkind mit einem 
riesigen Mittelfinger,
ins gallenstichige Nest
gesetzt zu zwei ränkenden
Fünffingervogelhähnen; 
sie balzten um seine Ziehmutter; 
mit zierlicher Hand schnappte sie 
sich den Erstbesten, und sagte:
"Das ist nun dein Vater." Der zeigte 
dem anderen kotzfrech 
einen Abschiedsgruß,
mit "erigiertem" Stinkefinger.

Ein Zischeln der Vipern 
legte sich über das Moor,

als über Holland die Flut kam; 
am Abend nabelte er sich ab, 
brachte einen kugeligen Maasdamer
auf die Rollbahn, zwängte
sich in einen Hohlraum,
wie in einem Insektenhotel

hangelt er noch immer ab, einsam
im Orbit, unter einer Käseglocke.

Nur seine Mutter sah er einmal 
vorbeifliegen, auf dem Weg  
ins ewige Himmelreich.

*

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